Wie alles begann

Buch „SAAB-Scania-Story“

Vor vielen, vielen Jahren, so Anfang der 90er Jahre, stand beim SAAB-Händler meines Vertrauens, der zufällig auch mein Nachbar war, eine gelbe SAAB Sonett III im Showroom.

Zu diesem Zeitpunkt fuhr ich bereits SAAB, einen SAAB 900 Turbo, kannte dieses Modell aber überhaupt nicht. Noch nie hatte ich einen solchen Wagen zuvor gesehen oder gar auch nur von dessen Existenz gehört.

Die gelbe SAAB Sonett III war damals auf Nachfrage unverkäuflich. Als kleine „Entschädigung“ bekam ich von meinem Nachbarn und SAAB-Händler aber das Buch „Die SAAB-Scania-Story“ geschenkt. Darin war auch Vieles über die SAAB Sonett III zu lesen, so dass mein Interesse an diesem Modell noch weiter gesteigert wurde und irgendwie der Wunsch immer weiter in mir reifte, so einen Wagen einmal haben zu wollen.

Da dieses SAAB-Modell aber in Deutschland nie offiziell angeboten wurde, hielt sich das Angebot an Fahrzeugen sehr in Grenzen – eigentlich wurde gar nichts angeboten…

Dabei war ich noch nicht einmal wählerisch – Jahrgang und Zustand waren mir egal, selbst die Außenfarbe war egal, solange es kein verblichenes Schlüpferblau war.

Es sollte aber trotzdem noch mehr als 15 Jahre dauern, bevor endlich eine SAAB Sonett III in die heimische Garage einzog.


Der erste Kontakt

Besichtigung in Tistrup, Dänemark

All die Jahre fuhr ich SAAB. Mehrere SAAB 900, 9000, 99, 95 und auch 96. Auch in der SAAB-Szene war ich stets sehr aktiv, so dass auch viele andere SAAB-Fans von meinem Interesse an der SAAB Sonett III Kenntnis hatten.

2006 sprach mich dann ein guter Freund an, der Götz aus Hamburg, und erzählte mir von einer SAAB Sonett III in Dänemark, die ein gemeinsamer Freund zu verkaufen hätte. Es klang alles sehr gut: Originalzustand, unverbastelt, keine Fehlteile, wurde aus Kalifornien importiert. Es gab aber auch einige Punkte, die nicht so gut klangen: Nicht fahrbereit, Wagen lief schon seit mehr als 12 Jahren nicht mehr.
Und dann gab es da noch ein absolutes KO-Kriterium: Die Außenfarbe! Die Sonett III war blau…

Trotzdem fuhren Götz und ich sehr kurzentschlossen mit meinem SAAB 9-3 TiD und einem Trailer nach Dänemark zum Anschauen. Irgendwie ging ich wohl doch davon aus, trotz der Farbe, das Auto sofort zu kaufen.
Die Besichtigung in Tistrup in Dänemark gestaltete sich dann sehr nett, lustig und auch interessant: Essen, trinken, klönen und so nebenbei noch die SAAB Sonett III begutachten.

Naja, die Farbe entpuppte sich als ein verblichenes schlüpferblau – also genau das, was ich nicht wollte.

Aber ansonsten zeigte sich der SAAB als solide Basis, so dass wir uns schnell handelseinig wurden und die neue Errungenschaft aufluden.


Bestandsaufnahme in Uetersen, weitere Planung und erste Arbeiten

Ankunft in Uetersen

Wieder in Uetersen angekommen erfolgte nach dem Abladen dann eine erste gründlichere Bestandsaufnahme:
Durch die lange Standzeit und die ausgelaufene Batterie war der Kofferraumboden im Bereich der Batterie sehr stark korrodiert. Durch die Erschütterungen der Fahrt war die Batterie nun nach unten durchgefallen und hing an ihren Kabeln – kein schöner Anblick. Aber sonst waren keine Durchrostungen zu entdecken!

Die Auspuffanlage war nur noch im vorderen Bereich vorhanden, der Rest fehlte, Fragmente lagen noch hinter den Sitzen. Der Kupplungsgeberzylinder war ausgelaufen, die Fußmatten von Bremsflüssigkeit und Mäusekot getränkt. Das GFK war an einigen Stellen gerissen und eingedrückt, der Himmel hing herunter (das kennen wir auch von jüngeren SAAB-Modellen 😛 !!!), der Motor war fest.
Der erste Eindruck bestätigte sich aber: Die Basis war sehr gut, und der SAAB war tatsächlich komplett und unverbastelt!

So entstand auch die Planung für die bevorstehende Restaurierung:
Es sollte eine „Rollende Restaurierung“ werden, was bedeutet, dass die SAAB Sonett III während der gesamten Zeit immer bedingt fahrbereit gehalten werden soll – das würde viele Arbeiten erleichtern, da auch Fachwerkstätten erreichbar blieben!
Aber erst einmal galt es nun, den Motor zum Laufen zu bringen und die SAAB Sonett soweit fit zu machen, dass sie auf deutschen Straßen fahren kann und darf.

Der Motor konnte tatsächlich wieder zu einer Mitarbeit überredet werden, es folgten Reparatur der Kupplungshydraulik und die komplette Erneuerung der gesamten Bremsanlage.
Felgen und Reifen spendete zunächst ein SAAB 96, der sich die Garage mit der Sonett teilte. Die Originalfelgen wurden erst einmal eingelagert.

Im Heck wurde der komplette Kofferraumboden gegen ein neues Originalblech ersetzt. Die Teilebeschaffung war Einfach: Es handelt sich um den Standardkofferraumboden des SAAB 96, der nur ein wenig gekürzt werden musste.


Erfolge und Rückschläge

Bestandsaufnahme

Beim internationalen SAAB-Treffen in Schweden erwarb ich eine komplette zweiflutige Auspuffanlage über den schwedischen Sonett-Club, die zur großen Begeisterung meiner Frau die gesamte Rückfahrt akustisch nicht gerade zurückhaltend im Innenraum unseres SAAB 9-3 auf sich aufmerksam machte.

Der Auspuff war schnell montiert, passte auch sehr gut. Er wurde lediglich beim rechten Rohr ein wenig gekürzt, da er dort länger zu sein schien (dazu später mehr). So vorbereitet und nach viel Schrauberei gelang dann auch die Zulassung beim Verkehrsamt.

Schon bei der Fahrt zum Verkehrsamt erfolgte Ernüchterung: Der Motor hatte wenig, sehr wenig Leistung und lief irgendwie unrund. Dieses Problem spitzte sich auch weiter zu, die Leistung nahm immer weiter ab.
Diagnose: Eine Stößelstange war total verbogen – daher der unrunde Lauf. Und die Kompression war miserabel – daher die mangelnde Leistung. Die lange Standzeit war halt doch nicht gut für den V4.

Also wurde der Motor ausgebaut und einer meiner „Notmotoren“ eingebaut. Damit lief die Sonett dann recht gut 🙂
Da der Notmotor aber nur ein 1.5-Liter-Motor aus einem SAAB 96 war, sollte der originale 1.7-Liter-Motor zerlegt und repariert werden. Beim Zerlegen des Originalmotors stellte sich dann aber leider heraus, dass auch das nur ein 1.5er war – offenbar wurde irgendwann irgendwo von irgendwem in Amerika der Motor schon einmal ersetzt….

Umrüstung Scheinwerfer

In den Folgemonaten wurden weitere Reparaturen durchgeführt. So wurden z.B. die Frontscheinwerfer und Blinkleuchten gegen Teile mit europäischer Zulassung ausgetauscht!
Das gestaltete sich viel einfacher, als erwartet: Frontscheinwerfer und Zusatzscheinwerfer entsprechen denen des Golf I und Polo I, die Blinkleuchten findet man bei Traktoren. War bei HELLA alles noch original neu erhältlich.

Auch mit neuem alten Motor waren Probefahrten aber stets sehr kurz! Meist ging der Motor schon nach wenigen Kilometern aus, da der Kraftstofffilter wieder zugesetzt war. Der Grund hierfür war ein von Innen stark verrosteter Tank, aus dem durch die Bewegungen immer neue Stücke gelöst wurden und in den Kraftstoff gerieten.

Die nächsten Jahre tat sich dann nicht so viel. Entweder fehlte es an Zeit, Motivation oder auch an Geld. Auch begannen leichte Zweifel, ob eine „Rollende Restaurierung“ wirklich durchführbar sein würde. Hier und da wurde mal ein wenig geschraubt, aber alles eher planlos und von wenig Erfolg gekrönt. So fristete die SAAB Sonett III über viele Jahre eher ein tristes Dasein im hinteren Bereich der Garage.


Pfingsten 2014

Nackter Unterbau

Warum auch immer, so genau vermag ich das nicht mehr zu sagen, packte mich am langen Pfingstwochenende 2014 dann die Arbeitswut, nachdem ich einige Wochen zuvor schon kleine Plastiktütchen und Kunststoffboxen organisiert hatte:
Die SAAB Sonett III wurde komplett zerlegt!

Viele kleine, transparente Plastiktütchen wurden mit Schrauben oder anderen Kleinteilen gefüllt. In jede Tüte kam ein kleiner Zettel mit Beschreibung und Infos zur Herkunft. Die Tütchen wurden sortiert und nach Baugruppen geordnet in transparente Plastikboxen gepackt.
Mittlerweile war die SAAB Sonett nun auf die gesamte Garage verteilt, langsam wurde es eng. Und da ich ja nun wirklich alles zerlegen wollte, also auch der GFK-Body vom Chassis getrennt werden sollte, musste Platz geschaffen werden. Also wurden die großen GFK-Teile kurzerhand mit Spanngurten unter das Garagendach hochgezogen.

Während das Zerlegen schnell Fortschritte machte, kamen bei meiner Frau Marett Zweifel auf, ob ich es schaffen würde, dieses Puzzle jemals wieder zu einem kompletten Auto zusammensetzen zu können.
Zugegeben: So leichte Zweifel hatte ich auch. Um mich aber selber zu beruhigen entstanden beim Zerlegen mehr als 700 Detailfotos. Jeder Stecker, jedes Relais, alles wurde genau festgehalten, was sich beim späteren Zusammenbau noch als beste Idee erweisen sollte.

Das Endergebnis dieses Arbeitsanfalls stellt sich nun wie folgt dar:

  • 8 kleine Plastikboxen mit diversen Tütchen;
  • 4 große Plastikboxen mit größeren Teilen;
  • diverse Karosserieteile, teilweise in der Garage hängend;
  • Motor und Getriebe auf Rollbrettern
  • Und ein immer noch rollbares Chassis.

Es kann beginnen!


Die Restaurierung – Chassis richten und lackieren

Chassis richten

Nach Abnehmen des GFK-Aufbaus stellte ich fest, dass es in der bewegten Geschichte des SAABs offenbar auch mal einen kleinen Unfall gab! Hinten rechts gab es wohl mal einen Auffahrunfall, dort war das Chassis etwas gestaucht.

Und da nun schon einmal alles zerlegt war, sollte das auch wieder gerichtet werden.
Somit führte der erste Weg zum Karosseriebauer im Ort, einem anerkannten Fachmann für klassische Porsche.
Der Karosseriebauer belächelte „die Kleine“ zunächst – sah ja auch nach nicht viel aus so ohne Aufbau, flach, schmal, alt.

Der SAAB war sogar zu schmal für die Richtbank, erst mit kleinen Tricks gelang es, die Sonett darauf zu fixieren.
Bei den Richtarbeiten wurde dann aber die Erfahrung gemacht, dass die SAAB Sonett sehr stabil gebaut wurde, und sich „die Kleine“ mächtig gegen das Richten sträubte 😉
Die schwedischen Ingenieure haben bei der Konstruktion offenbar gute Arbeit geleistet!
Parallel wurde auch noch eine Serviceöffnung nachgerüstet, die damals in vielen Fällen zur Vereinfachung eingebaut wurde, um den Hauptbremszylinder auch ohne Ausbau des Motors erreichen zu können.

Sandstrahlen

Nach den Richtarbeiten ging es auf direktem Weg zu einem Spezialisten für Strahlarbeiten, bei dem das gesamte Chassis von Rost und Altlack befreit wurde.
Dabei entdeckten wir dann tatsächlich doch noch eine Durchrostung, die aber nur ca. die Größe eines Centstückes hatte. Dieses Loch konnte schnell und fachgerecht geschlossen werden.

Direkt im Anschluss übernahm mein Lackierer die weiteren Arbeiten:
Das Chassis wurde grundiert und mit schlagfestem und robustem Lkw-Chassis-Lack in schwarz lackiert.

Während dieser Zeit war das Wetter uns immer wohl gesonnen, die SAAB Sonett ist nie nass geworden!


Die Restaurierung – Motor und Tank

Motorblock

Parallel zu den Arbeiten am Chassis wurde die Technik vorbereitet:
Da der ursprüngliche Motor sich als nicht original entpuppt hatte und auch kein 1.7er war, entschied ich mich dazu, einen 1.5er Motor aus meinen Lagerbeständen zu nehmen (ich habe mich selber erschrocken, was man im Keller so alles findet 😉 ).
Ich suchte aus meinem Bestand einen Motor heraus, der den besten Eindruck machte – den hatte ich mal gebraucht erworben.

Der Motor wurde in einem Motoreninstandsetzungs-Fachbetrieb am Ort komplett zerlegt und neu aufgebaut. Dabei stellte sich heraus, dass der Motor wohl vor nicht vielen Kilometern schon einmal komplett überholt worden war! Im Inneren befand er sich in sehr, sehr gutem Zustand, es war kein Verschleiß feststellbar, er wirkte geradezu neuwertig.

Trotzdem wurden alle Lager und Dichtungen erneuert, die Köpfe wurden geplant, die Kolbenringe erneuert, und, und, und…..
Selbstverständlich gab es auch eine neue Wasserpumpe.

Da der Tank in seinem Inneren ja bekanntlich auch so einige Überraschungen hervorbrachte, nahm sich eine Spezialfirma für die Instandsetzung von alten Tanks dieses Problems an:
Der Tank wurde von Innen entrostet und professionell versiegelt. Eine neue Lackierung von Außen erfolgte dann in Eigenarbeit.


Die Restaurierung – der Zusammenbau beginnt

Zusammenbau

Das Chassis stand fertig lackiert in der Garage und der Zusammenbau konnte beginnen:

Sitzschienen, Bodenplatten, Elektrik, Wischerwelle, Heizungsschläuche, Armaturenbrett und vieles mehr fanden den Weg zurück in die SAAB Sonett III. Die Bodenplatten habe ich neu nach originalen Maßen hergestellt, die Lüftungsschläuche wurden auch alle erneuert.
Auch Antriebsgelenke und das Getriebe kamen zurück an den vorgesehenen Ort. Selbstverständlich wurden alle Teile gründlich gereinigt und ggf. neu lackiert.
Nach Einbau des Getriebes konnten nun auch schon der Motor und der Kühler wieder montiert werden.

Um das Chassis herum wurden alle Dichtungen erneuert, die den Anschluss zum GFK-Aufbau abdichten sollen.
Jetzt musste nur noch schnell die Auspuffanlage montiert werden, und einem ersten Probelauf stand nichts mehr im Wege.
Aber eben genau die Auspuffanlage bereitete dann unerwartete Probleme: Links war die Anlage komplett montiert, nun folgte das rechte Rohr. Aber irgendwie wollten die Löcher nicht passen und das Rohr war auch zu kurz?!?!

GFK aufgesetzt

Das konnte doch nicht sein! Ich hatte den Auspuff doch damals auch montiert, dann einfach nur abgebaut, und nun passte er nicht mehr?
Achja… damals musste ich das Rohr ja kürzen, da es zu lang war. Wohl wegen des Unfallschadens. Dann wurde die Karosserie gerichtet und bekam wieder die ursprüngliche Länge. Tja, und daher war das rechte Rohr nun zu kurz.
Es waren also erhebliche Mehrarbeiten erforderlich.

Als diese Hürde genommen war, gelang der Probelauf aber völlig unspektakulär: Der Motor sprang sofort an und lief sehr gut.

Und dann wurde es auch schon Zeit, den GFK-Body wieder auf zu setzen. Das erleichtert den Transport, schafft Platz in der Garage und macht das Arbeiten am Aufbau auch um ein Vielfaches leichter.


Die Restaurierung – Vorbereitung des GFK-Aufbaus für die Lackierung

Lack abschleifen

Bevor es zum Lackierer gehen sollte, musste der GFK-Aufbau noch weiter vorbereitet werden: Die Fronthaube mit den Klappscheinwerfern wurde weiter zerlegt, in der Hoffnung den komplizierten Wellenmechanismus später auch wieder zusammen zu bekommen. Die Scheinwerferkästen wurden nun von den Montageteilen und den eigentlichen Scheinwerfern befreit.
Auch die ausgebauten Türen mussten noch weiter zerlegt werden, da die GFK-Türpanele noch von den Rahmen getrennt werden mussten.

Eine besondere Herausforderung war der Ausbau der Frontscheibe. Es gab zwar neue Scheiben, aber ich wollte unbedingt die Originalscheibe später wieder einbauen. Obwohl die alte Originaldichtung sehr hart wirkte, gelang es mir, Scheibe und Dichtung unbeschadet aus zu bauen! Die Frontscheibe sollte aber später noch für große Verzweiflung sorgen…..

Ausbau der Heckleuchten und der Heckklappenscharniere war dann wieder leichte Arbeit.

Aber all diese Arbeiten waren eigentlich nur die Vorbereitung für das, was nun folgte: Der alte, verblichene, schlüpferblaue Lack musste komplett entfernt werden!

Stundenlanges, tagelanges Schleifen folgte. 328 Schleifscheiben verzweifelten an dem Lack, ein Schleifgerät quittierte rauchend und stinkend den Dienst mit Lagerschaden.
Und überall gab es Staub in der Garage. Es war zwar alles gut abgehängt, aber trotzdem fand der feine Schleifstaub seinen Weg in die hintersten Ecken.

Lackierung

Parallel erfolgten umfangreichen Recherchen nach der richtigen Lackfarbe. Es sollte das originale SAAB Baja-Red werden, das es in diesem Baujahr bei der Sonett so auch original gab. Durch die Hilfe eines anderen Sonett-Fans, der sein Exemplar vor kurzer Zeit in Baja-Red lackierte und eine Lack-Blechtafel seiner Farbe besaß, konnten wir die richtige Farbe dann ermitteln. Das war dann wieder der Moment, wo es ohne das SAAB-Forum nicht so einfach gewesen wäre!

Nachdem die Front wieder aufgesetzt und die Türen wieder montiert waren, konnte es endlich zum Lackierer gehen, der dann erst einmal beschäftigt war.

Es ging ja nicht nur um die Lackierung, sondern auch um die Reparatur einiger GFK-Schäden. Ein Teil der Schäden konnte nur repariert werden, wenn alle Karosserieteile wieder am Fahrzeug sind, um die richtigen Spaltmaße zu modellieren. Im ersten Schritt wurde dann alles rot lackiert. Im nächsten Schritt folgten dann die schwarz abgesetzten Teile der Motorklappe, am Heck und in der Fronthaube.

Auch die Spiegel und der Heckklappenhalter wurden neu lackiert.


Die Restaurierung – Konservierung und Sattlerarbeiten

Versiegelung

Vom Lackierer ging es nicht direkt zurück in die heimische Garage:
Zuerst folgte noch ein weiterer Besuch beim Karosseriebauer, der alle Hohlräume und den Unterboden großzügig mit Mike Sander Hohlraumfett versorgte – die SAAB Sonett III sollte ja schließlich mindestens noch weitere 40 Jahre überstehen!

Und auch von hier ging es nur kurz in die heimische Garage, um dann mit dem Trailer nach Hamburg zum Sattler gebracht zu werden: Bevor Frontscheibe und Heckklappe montiert werden konnten, war es wichtig, den Himmel und die A-Säulen neu zu verkleiden. Bei der Gelegenheit hat mein Sattler dann auch gleich den etwas unansehnlichen Überrollbügel mit Leder bezogen – sieht klasse aus!
Daran habe ich gemerkt, dass die Auswahl des Sattlers genau richtig war: Er fährt selber SAAB und hatte daher seine Freude an der SAAB Sonett III.

Nachdem die SAAB Sonett III dann endlich wieder daheim war, konnte der Zusammenbau in aller Ruhe weitergehen.


Die Restaurierung – Frontscheibenmontage

Sicherlich werden sich einige wundern, warum ich dem Einbau der Frontscheibe ein separates Kapitel widme. Zugegeben, eigentlich sollte ein solcher Einbau eher unspektakulär sein, in diesem Falle gestaltete sich das aber etwas schwierig:

Die originale Scheibe konnte erfolgreich gerettet werden, die originale Dichtung war aber zu hart für die erneute Nutzung. Also kam eine neue Dichtung zum Einsatz, die als Meterware verfügbar war.
Ein Autoglas-Spezialbetrieb übernahm dann bei mir vor Ort den Einbau der neuen Dichtung samt Frontscheibe. Oder besser gesagt, man versuchte es…..

Einbau Frontscheibe

Die neue Dichtung wurde an den Ecken zugeschnitten und verklebt, aber die Scheibe wollte einfach nicht in das vorhandene Loch passen. Irgendwie war die Scheibe zu groß oder das Loch zu klein.
Aber wie konnte das sein? Die Scheibe stammte doch original aus diesem SAAB?

Des Rätsels Lösung: Die Dichtung hatte einen Fertigungsfehler, der den Einbau unmöglich machte. Rein äußerlich war der Fehler nicht erkennbar, beim Nachmessen war aber feststellbar, dass der innere Kern, der Steg, zu dick war…

Also folgte ein weiterer Termin mit den Glasspezialisten, die nun beim zweiten Anlauf selber eine Dichtung mitbrachten.
Diese Dichtung hätte wohl eigentlich auch gepasst, nur dass beim Zuschneiden der Ecken zunächst ein Fehler gemacht wurde. Dadurch war die Dichtung dann beim zweiten Versuch zu kurz….
Eine weitere mitgebrachte Dichtung passte leider nicht, damit wäre die Scheibe immer wieder reingefallen.

Also folgte noch ein dritter Versuch! Nun gab es wieder eine von mir organisierte Dichtung vom gleichen Anbieter, wie beim ersten Versuch – nur jetzt ohne Fertigungsfehler.
Und voila! Das Zuschneiden der Ecken klappte auf Anhieb, die Dichtung passte, die Scheibe war endlich eingebaut. Da ich kein Fan von Chrom bin, entschied ich mich dann noch für eine schwarze Zierleiste.


Die Restaurierung – weiterer Zusammenbau und Fehlerkorrektur

Scheinwerfertechnik einbauen

Ein Thema stand wir sehr bevor. Ich hatte geradezu Angst davor. Es ging um den Zusammenbau des Klappscheinwerfergestänges. Aber bevor die Fronthaube fest montiert werden konnte, mussten die Scheinwerferkästen samt Welle und Mechanismus wieder montiert werden.
Es stellte sich heraus, dass es eigentlich ganz einfach war. Die Wellenlager wurden bei dieser Gelegenheit auch gleich erneuert, neue Originalteile hatte ich zwischenzeitlich aus Schweden organisiert.

So fanden nun auch die Fronthaube, die Motorklappe, die Türen und viele weitere Karosserieteile nach und nach den Weg zurück an ihren ursprünglichen Platz.
Viele Kleinteile, wie z.B. den Griff für die Klappscheinwerfer, habe ich dabei gründlich gereinigt und überarbeitet.

Auch die Befestigung der Außenspiegel wurde optimiert: Damit die Spiegel nicht wieder aus dem GFK herausbrechen, wurden dicke Aluplatten mit Gewindebuchsen in die Innenseiten der GFK-Panele geklebt. So haben die Spiegel nun immer festen Halt!
Die originalen Gurte wurden gereinigt und wieder eingebaut. Zunächst kam auch der originale Teppich zurück in den SAAB – trotz seines Geruchs.

Da ich in meinem Fundus noch alte originale SAAB-Rundinstrumente gefunden habe, eine Uhr und ein Ölthermometer, suchte ich nach einem Platz dafür. Da ich das Armaturenbrett nicht perforieren wollte (wie man es oft auf Fotos anderer Sonetten sieht), entschied ich mich für den Einbau einer Mittelkonsole. Dabei erwies sich die Konsole aus einem 1974er Golf I als perfekt passend – sowohl von der Größe, als auch vom Stil. Und zeitgenössisch war die Konsole auch noch!

Radio und Konsole

Beim Kauf hatte die SAAB Sonett III noch das originale Radio montiert. Da der SAAB aber aus Kalifornien stammte, war dieses Radio für die dortigen Frequenzen vorbereitet, was eine Nutzung hier in Europa fast unmöglich machte. Um die Optik zu erhalten, wurde ein RetroRadio eingebaut, so dass ein Zersägen des Armaturenbrettes vermieden werden konnte. Es sieht alt aus, trotzdem gibt es eine Bluetooth-Freisprechanlage, RDS und einen USB-Anschluss 😉

Die Zierstreifen „SAAB“ an den Breitseiten der Karosserie wurden nach Originalmaßen reproduziert und angebracht.

Achja, und dann war da noch das Elektrikproblem:
Dieses Problem hatte meine SAAB Sonett III schon, seit ich sie hatte: Die Ladestromkontrollleuchte funktionierte nur in der ersten Stufe des Zündschlosses. In Stufe 2 ging sie wieder aus, danach funktionierte sie gar nicht mehr.
Ich hatte die Elektrik auf Basis meiner mehr als 800 Detailfotos, die beim Zerlegen entstanden, wieder zusammengesetzt. Somit hatte ich wohl den gleichen Fehler erneut geschaffen.
Also entfernte ich alle Kabelverbindungen der Zündanlage im Bereich der Lichtmaschine und der Zündspule und verkabelte alles komplett neu nach dem vorliegenden Schaltplan.
Und siehe da: nun funktionierte alles so, wie es sollte!


Die Restaurierung – noch einmal zum Sattler

Nachdem die Technik immer weiter perfektioniert wurde, ging es noch einmal zum Sattler:
Die Inneneinrichtung im Fahrgastraum war zwar komplett vorhanden, war aber sehr unansehnlich und bot merkwürdige Gerüche aus den letzten 43 Jahren. Im Kofferraum waren nur Fragmente der Innenverkleidungen vorhanden.
Intensive Nutzung, auslaufende Hydraulikflüssigkeit und die Nutzung als Lebensraum für Nagetiere haben halt in vier Jahrzehnten deutliche Spuren hinterlassen…

Motor mit Aluventildeckeln

So bekam mein Sattler nun eine Menge zu tun:
Teppichboden komplett erneuern, Sitze komplett neu aufpolstern und beziehen, Türverkleidungen neu bauen und beziehen, Tankabdeckung herstellen, Kofferraumverkleidungen komplett rekonstruieren, Kofferraumboden beziehen. Zusätzlich ging es auch noch darum, die nachgerüstete Mittelkonsole optisch in den Fußraum ein zu passen.


Das Ergebnis ist atemberaubend – der Sattler hat tolle Arbeit geleistet!
Es ist alles nach Originalschnittmustern nachgefertigt worden, alles ist wie bei der Auslieferung, nur die Farbe wurde geändert von beige zu schwarz.

In nur 2 Wochen hat der Sattler meines Vertrauens aus der Sonett endlich wieder ein richtiges Auto gemacht.


Nun beginnt der Spaß

Damit sind die großen, teuren Arbeiten soweit abgeschlossen und es folgen noch hier und da so ein paar Kleinigkeiten. Ein altes Auto wird halt nie ganz fertig werden, irgendetwas gibt es immer noch zu reparieren oder zu optimieren. Aber ab jetzt wird auch der Spaß nicht zu kurz kommen: Die SAAB Sonett III ist fahrfertig und ich kann nun endlich meine Runden drehen und an vielen Veranstaltungen teilnehmen.

Es folgen immer noch eineinige kleine Arbeiten hier und da, es fällt immer wieder etwas auf.
So waren z.B. die Nabenabdeckungen an denFelgen falsch, die stammten von einem SAAB 96. Somit mussten die Felgen noch einmal runter, um die originalen Abdeckungen der Sonett zu montieren.

Im Juli 2017 kam es dann noch zum Finale: Vorstellung beim TÜV! Die Abnahme nach §21 StVZO (Einzelabnahme) brachte als Ergebnis „KEINE MÄNGEL“ – das war schon ein tolles Gefühl nach der langen Schrauberei – und das bei einem fast 44 Jahre alten Auto!
Parallel erfolgte auch eine Abnahme nach §23 StVZO (H-Gutachten), um die Sonett dann mit einem historischen Kennzeichen zulassen zu können. Auch diese Abnahme erfolgte problemlos!

Somit ist die SAAB Sonett III nun seit Mitte 2017 auch endlich richtig zugelassen, mit deutschem Brief und Schein und ich darf alle 2 Jahre zur Hauptuntersuchung fahren…..

(fast) fertig

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