Achja…. bei den lustigen Herren vom TÜV gibt es doch immer wieder etwas zu lachen:

2017 war es dann endlich soweit – ich fuhr zum TÜV, um dem Sachverständigen meines Vertrauens (der ist wirklich sehr, sehr nett!) meine SAAB Sonett zu präsentieren. Einzelabnahme für die deutschen Papiere, Erlangung des H-Status und eben eine Hauptuntersuchung nebst Eintragung einiger Spezialitäten – so lautete der Auftrag.

Nun denn, die SAAB Sonett rollte unter dem kritischen Blick des Sachverständigen in die Halle. Nach einigen netten Worten ging es dann los. Die Spannung stieg, der Prüfer schlich wortlos um die SAAB Sonett herum. Wieder und wieder. Er sagte kein Wort, sein Blick war nicht zu deuten. Dann schaute er wieder zu mir und sprach: „Wissen Sie eigentlich, dass Sie mir gegenüber einen großen Vorteil haben?“ – Ich verneinte.
Der Sachverständige: „Tja, ICH habe so ein Auto noch nie gesehen!“ und lachte.

Nach der Durchsicht der Papiere begann die Untersuchung auf der Bühne am Unterboden. Zunächst völlig unspektakulär, bis wir die Hinterachse und deren Bremsschläuche erreichten: Diese waren neu und vor der Behandlung mit Unterbodenwachs abgeklebt worden. Dummerweise hatte ich auf einer Seite übersehen, diesen Schutz wieder zu entfernen. 
Der Sachverständige: „Na? Was ist denn das hier? Soll ich da etwas nicht sehen?“ – grinste mich dabei an! 
Das Klebeband war schnell entfernt, er freute sich über die neuen Bremsschläuche! 

Am Unterboden gab es keine Besonderheiten, keine Mängel. Also ging es nun obenherum weiter.
Ich öffnete das Motorhäubchen, der Sachverständige schaute (wieder wortlos) hinein. Ging vorne um die SAAB Sonett herum und schaue nun von der anderen Seite erneut hinein. Er wirkte irgendwie irritiert, so ratlos, sagte aber zunächst kein Wort. 
Nach einer gefühlten Ewigkeit fragte er dann: „Darf ich mal fragen, was das hier ist?“, zeigte dabei auf den Kühlwasserbehälter der SAAB Sonett. An dieser Stelle sei anzumerken, dass dessen Konstruktion schon sehr kurios ist: Man hat der SAAB Sonett ab Werk eine Domstrebe verpasst, um die Stabilität des Vorderwagens zu erhöhen. Diese ist aber hohl und hat einen Deckel, um so gleichzeitig als Kühlwasserbehälter zu diesen! Da ist halt nicht viel Platz….
Der Sachverständige verdrehte die Augen, grinste und führte die Untersuchung mit der hinteren Beleuchtung fort.

Und schon sollte sich der nächste Lacher anbahnen, denn es folgte die vordere Beleuchtung: 
Blinker – O.K., Zusatzscheinwerfer – O.K., Standlicht – O.K., aber die Hauptscheinwerfer? 
Wieder schaute der Sachverständige etwas ratlos, bevor er dann fragte: „Kann man die auch irgendwie hochmachen, um die besser sehen zu können?“
Da schallte es von einem Kollegen durch die Halle: „Nee, da sollst Du wieder was nicht sehen!“ – lautes Gelächter von allen Seiten! 

Ich sorgte dann für Aufklärung, zog am Griff und öffnete damit die Klappscheinwerfer der SAAB Sonett. 
Auch hier war er sehr zufrieden. 
Die USA-typischen Seitenmarkierungsleuchten in rot und orange wurden eingetragen mit dem Kommentar „sieht doch gut aus“. 

Nun folgte die letzte Etappe: Der Innenraum – und zugleich der ultimative Schock! 

„ERHEBLICHER MANGEL“ lautete dort das Urteil! Der Meilentacho war schuld! Entweder müsse da ein km/h-Tacho rein oder bei den gängigen Geschwindigkeiten müssten zumindest entsprechende Aufkleber angebracht werden.
Ohoh, das klang nicht gut, nach den bisher so positiven Ergebnissen. 

Der Sachverständige zog sich zurück, sortierte die Unterlagen und tippte freudig drauf los. 
Nach einer Weile präsentierte er mir die Rechnung, die Gutachten und gratulierte zu dem Ergebnis „Ohne Mängel“! 
Da ich wohl sichtlich irritiert geschaut haben muss, ergriff er das Wort: „Seien wir doch mal ehrlich zueinander: Sie fallen heute durch wegen des Tachos. Nächste Woche sehen wir uns wieder und da sind Aufkleber auf dem Tacho. Dann wäre alles gut. Kaum bin ich wieder weg, werden die Aufkleber abgefrimmelt, weil die doof aussehen, oder?“ – Ich nickte grinsend. 
„Siehste, dann lassen wir das doch besser gleich so!“ – auch er grinste mich jetzt an! 

Klasse! Erstmalig sah die SAAB Sonett einen deutschen Sachverständigen vom TÜV, hatte noch nie deutsche Papiere und dann gleich ein perfektes Gutachten! 

Achja: Mittlerweile habe ich auf einen km/h-Tacho umgebaut, weil das ewige Umrechnen beim Fahren echt lästig war!  
Vielen Dank auch an dieser Stelle an die sehr nette Abnahme durch den TÜV – 2019 bin ich dann zur ersten normalen HU wieder da! 


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